Saudi-Arabien ist bekannt für sein Öl. Das ist kein Geheimnis. Aber hinter den Kulissen unternimmt das Land einige ernsthafte Schritte in Richtung erneuerbare Energien. Solarenergie, Windenergie, sogar Wasserstoff - es findet ein großer Wandel statt. Und wenn Sie sich für Elektrofahrzeuge interessieren, ist das wichtiger, als Sie vielleicht denken.
Vom Ölgiganten zum Kraftwerk für erneuerbare Energien?
Gegenwärtig dominieren fossile Brennstoffe den Energiemix des Landes, genauer gesagt 99,9%. Aber mit der Vision 2030, die in vollem Gange ist, soll bis zum Ende des Jahrzehnts die Hälfte des gesamten Stroms aus erneuerbaren Energien stammen. Das ist ein gewaltiger Sprung von den heutigen 2%, von denen die Solarenergie nur 1% und die Windenergie sogar nur 0,42% ausmacht. Die große Frage ist: Können sie es tatsächlich schaffen?
Eines ist sicher: Saudi-Arabien lässt sich nicht lumpen. Die Regierung investiert Milliarden in Projekte für erneuerbare Energien, wobei der Schwerpunkt auf der Solarenergie liegt. Dank der mehr als 3.000 Sonnenstunden, die das Land pro Jahr hat, ist Solarenergie eine Selbstverständlichkeit. Das Sudair Solar Plant ist mit 1,5 GW eines der größten Solarprojekte in der Region. Außerdem gibt es das futuristische Neom City, ein $500-Milliarden-Megaprojekt, das vollständig mit erneuerbaren Energien betrieben werden soll.
Und das gilt nicht nur für die Solarenergie. Auch die Windkraft ist auf dem Vormarsch, vor allem im Nordwesten. Der Windpark Dumat Al Jandal mit einer Kapazität von 400 MW ist bereits in Betrieb und beweist, dass Windenergie in Saudi-Arabien billiger sein kann als Erdgas.
EVs brauchen saubere Energie. Werden sie diese bekommen?
Saudi-Arabien investiert nicht nur in erneuerbare Energien, sondern auch in Elektrofahrzeuge. Der Public Investment Fund (PIF) hat viel Geld in Lucid Motors gesteckt, das plant, bis zu 150.000 E-Fahrzeuge pro Jahr im Königreich herzustellen. Dann gibt es noch Ceer, die erste einheimische Elektroauto-Marke des Landes, die bis 2025 Elektroautos aus saudischer Produktion auf die Straße bringen will. Und andere Marken wie BYD, Tesla und viele andere zielen sehr gezielt auf den Markt ab.
Das Problem? Zurzeit werden die E-Fahrzeuge in Saudi-Arabien hauptsächlich mit fossilen Brennstoffen betrieben. Wenn das Land E-Fahrzeuge zu einer wirklich nachhaltigen Option machen will, braucht es eine mit erneuerbaren Energien betriebene Ladeinfrastruktur. Daran arbeitet die Regierung, insbesondere mit Plänen zur Einführung von solarbetriebenen Ladestationen in Neom City.
Das fehlende Stück: Grüne Zölle
Eine Sache, die noch fehlt? Eine Möglichkeit für die Verbraucher, 100% erneuerbaren Strom zu kaufen. Anders als in einigen anderen Ländern gibt es in Saudi-Arabien noch keine Ökostromtarife für den Einzelhandel. Stattdessen liegt der Schwerpunkt auf dem Net Metering, das es Hausbesitzern mit Sonnenkollektoren ermöglicht, überschüssige Energie an das Netz zurückzuverkaufen. Das ist großartig für die Selbstversorgung, hilft aber niemandem, der nur sein Elektrofahrzeug mit sauberer Energie aus dem Netz aufladen will.
Wenn Saudi-Arabien die Emissionen wirklich senken will, könnte die Einführung von Ökotarifen eine entscheidende Rolle spielen, da sie Unternehmen und Privatpersonen die Möglichkeit bieten, sich vollständig mit erneuerbarem Strom zu versorgen.
Die NEOM Green Hydrogen Company ist ein gleichberechtigtes Joint Venture von ACWA Power, Air Products und NEOM, das bis 2026 die weltweit größte Anlage für grünen Wasserstoff zur Herstellung von grünem Ammoniak in großem Maßstab bauen wird.
Die bevorstehenden Herausforderungen
Natürlich ist das alles nicht so einfach. Beim Ausbau der Solar- und Windenergie geht es nicht nur um den Bau neuer Kraftwerke, sondern auch um die Modernisierung des Netzes. Studien haben gezeigt, dass es zu Stabilitätsproblemen kommen kann, wenn die Solarenergie mehr als 30% eines lokalen Netzes ausmacht. Saudi-Arabien braucht intelligente Netzlösungen, Energiespeicher und ein besseres Netzmanagement, damit alles reibungslos läuft.
Und dann ist da noch die Frage des öffentlichen Bewusstseins. Untersuchungen zufolge wissen etwa 70% der Saudis immer noch nicht genau, wie erneuerbare Energien funktionieren oder warum sie wichtig sind. Das ist ein Problem, wenn das Land eine breite Akzeptanz erreichen will.
Was kommt als Nächstes?
Mit Blick auf die Zukunft hat Saudi-Arabien einige ehrgeizige Ziele:
- 130 GW Kapazität an erneuerbaren Energien bis 2030
- 27% der Gesamtenergie bis 2035 durch Solar-PV
- Mehr Investitionen in Wasserstoff mit dem Ziel, ein wichtiger Exporteur zu werden
Für Elektroautos bedeutet dies eine Zukunft, in der sie mit Sonnen- und Windenergie statt mit fossilen Brennstoffen betrieben werden könnten. Die Teile fügen sich zusammen, aber es gibt noch viel zu tun.
Die Quintessenz
Die Energiewende in Saudi-Arabien findet statt, und zwar schnell. Die erneuerbaren Energien nehmen zu, E-Fahrzeuge sind auf dem Vormarsch, und das Land positioniert sich als künftiger Marktführer für saubere Energie. Doch um den Kreislauf vollständig zu schließen - d.h. E-Fahrzeuge in großem Umfang mit sauberer Energie zu betreiben - gibt es noch eine Lücke zu schließen.
Ob das Königreich seine ehrgeizigen Ziele erreichen kann, wird sich zeigen. Aber eines ist klar: Die Tage, in denen man sich ausschließlich auf Öl verlassen konnte, sind gezählt, und der Übergang zu erneuerbaren Energien ist in vollem Gange.