Beschleunigung ist so etwas wie ein Party-Element bei Elektrofahrzeugen. Sie ist der Knaller, den man den Skeptikern in den Mund stopft, die behaupten, Elektroautos seien aufgemotzte Golfwagen, die keinen Fahrspaß machten und „Autofans“ nicht ansprechen würden.
Batteriebetriebene Fahrzeuge sind bekannt für ihre unmittelbare und schnelle Beschleunigung aus dem Stand. Wie sie dies erreichen, ist eigentlich eine einfache Frage der Physik und Mechanik. Doch bevor wir uns damit befassen, betrachten wir die Beschleunigung von Fahrzeugen im Kontext.
Wie fühlt sich die Beschleunigung in einem Auto an?
Der erste Supersportwagen, den ich jemals getestet habe, war 1990 der legendäre Lamborghini Countach – ich würde sagen, der ultimative Supersportwagen. Der LP80 S aus der Mitte der 500er Jahre verfügte über einen 4.8-Liter-V12-Motor mit rund 370 PS. Eine Beschleunigungszeit von 0 Sekunden von 100 auf 5.2 km/h war damals ebenso sensationell wie das keilförmige Design des Countach.
Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich im zweiten Gang das Gaspedal durchgetreten habe. Es dauerte einen Sekundenbruchteil, bis der mächtige Motor die Nachricht zu verstehen schien, einen weiteren Sekundenbruchteil, bis er Dampf aufbaute, und dann war es, als hätte ein angreifender Stier (Stiere sind gleichbedeutend mit Lamborghinis) gerade meine Stuhllehne getroffen, und ich sah Rot – viel Rot!
Der erste getestete Honda Civic Type RI entfaltete seine kraftvolle Dynamik auf ganz andere Weise. Er fühlte sich von Anfang an so durchschnittlich an wie ein normaler Familien-Schrägheckwagen, doch erst als der Motor im oberen Drehzahlbereich aufheulte, kam er zu neuem Schwung und schoss mit Volldampf in Richtung Horizont.
Von rasant und wild über Rock and Roll bis hin zu Muscle-Cars. Selbst im Leerlauf dreht sich bei ihnen alles um Theatralik, wenn die furchterregenden V8-Motoren durch ihre übermäßige Energie sanft vibrieren.
Wenn Sie die PS dieser Dinger voll ausreizen, werden Sie wahrscheinlich donnernden Lärm, Rauchwolken und Gummiklumpen hören, die von den Reifen auf Passanten geschleudert werden, wenn die Hinterräder aufflammen und sich stellvertretend winden, bevor sie schließlich mit wilder Raserei davonrasen – etwa 10 Sekunden, nachdem ein einfaches Stadtauto bereits die Ziellinie überquert hat!
Kommen wir nun zu Elektroautos. Beginnen wir nicht mit einem Supersportwagen, Sportwagen oder gar einem Elektro-Äquivalent eines Hot Hatch, sondern mit einem luxuriösen Familien-SUV. Ich habe kürzlich den Elektro-Crossover Genesis GV60 Sport Plus getestet, der über einen „Boost-Knopf“ verfügt. Drückt man ihn, entfaltet sich für kurze Zeit das volle Potenzial des Motors.
Es schrie förmlich danach, ausprobiert zu werden. Als ich den Boost-Modus aktivierte und aufs Pedal trat, blieb mir buchstäblich die Kinnlade herunter, mein Kopf war an die Kopfstütze gedrückt, und ich stieß einen unwillkürlichen Schrei aus – alles dank des puren Schocks der plötzlichen Beschleunigung. Es gab keinen Aufbau, keine Vorfreude und normalerweise auch kein begleitendes Geräusch. Bei Elektroautos erlebt man eine plötzliche und unerbittliche Beschleunigung. Das sind die beiden entscheidenden Faktoren für die Leistung eines Elektrofahrzeugs.
Elektroautos sind die schnellsten von allen
Der bereits erwähnte Genesis GV60 Sport Plus beschleunigt mit aktiviertem Boost in erstaunlichen 0 Sekunden von 100 auf 4.0 km/h. Das ist beeindruckend für ein Fahrzeug, das eine fünfköpfige Familie luxuriös transportieren kann.
Für Elektrofahrzeuge ist das allerdings nicht besonders beeindruckend. Der Porsche Taycan, eine viertürige Luxuslimousine, schafft den gleichen Sprint in nur 2.4 Sekunden. Ihm wird jedoch ein anderer Luxus-Express, das Tesla Model S Plaid, in die Schuhe geschoben, der knapp unter zwei Sekunden kommt.
Wenn das für Fahrzeuge gilt, die Passagiere komfortabel und luxuriös befördern sollen, was können engagierte Rennfahrer dann erreichen? Ein 2.2 Millionen US-Dollar teurer Rimac Nevera schafft 1.85 Sekunden, aber selbst das wird vom japanischen Aspark Owl mit nur 1.69 Sekunden unterboten.
Lust, noch ein paar Zehntel abzuspecken? Dann ist der britische McMurthy Spéirling genau das Richtige für Sie. Der 1000 PS starke Einsitzer hält den aktuellen Goodwood-Bergrennrekord von nur 39.08 Sekunden. Nicht nur dank Elektroantrieb, sondern auch dank des 2000 kg starken Abtriebs von zwei Lüftern. Diese beeindruckende Maschine beschleunigt von 100 auf 1.5 km/h in unglaublichen XNUMX Sekunden!
Zum Vergleich: Das schnellste Nicht-Elektrofahrzeug ist der Ferrari SF90 Stradale mit 2.5 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Allerdings erhält auch dieser elektrische Unterstützung, da es sich um einen Plug-in-Hybrid und nicht um einen reinen Benziner handelt.
Wie können Elektrofahrzeuge so schnell beschleunigen?
Es dreht sich alles um die Drehmomentkurve. Das Drehmoment ist die Antriebskraft, die ein Fahrzeug tatsächlich antreibt. Betrachtet man es in einem Diagramm im Verhältnis zur Motordrehzahl, fällt auf, dass es bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor allmählich ansteigt, einen Höhepunkt erreicht und dann wieder abfällt. Bei einem Elektrofahrzeug ist die Kurve hingegen flach und verläuft vom Höhepunkt aus geradeaus, bevor sie schließlich recht steil abfällt.
Das Geheimnis liegt darin, dass herkömmliche Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor (ICE) ihr maximales Drehmoment allmählich aufbauen und schnell wieder erreichen, während Elektromotoren das maximale Drehmoment vom ersten Moment an erzeugen und es deutlich länger halten. Einige Hersteller mussten das Drehmoment sogar anfangs reduzieren, da die Kraft entweder die Traktion überfordert oder die Antriebsachsen in zwei Hälften gerissen hätte!
Darüber hinaus verfügen Elektroautos typischerweise über ein Ein-Gang-Getriebe oder ein Direktantriebssystem. Dadurch entfällt das Schalten, wie es selbst bei einem typischen Automatikgetriebe der Fall ist, und es kommt zu einer kurzen Beschleunigungspause, da die Zahnräder gewechselt werden. Bei nur einem Gang hingegen erfolgt die Kraftübertragung kontinuierlich und nahtlos, was eine unerbittliche Beschleunigung ermöglicht.
Da die Akkus von Elektrofahrzeugen üblicherweise im Boden integriert sind, verbessert der niedrigere Schwerpunkt, der für Hochleistungsfahrzeuge generell ideal ist, da er die Stabilität verbessert, die Traktion der Räder zusätzlich. Zusätzlich werden natürlich Traktions- und Stabilitätssysteme hinzugefügt und programmiert, um die Drehmomentverteilung so effektiv und effizient wie möglich zu modulieren und zu steuern.
Genau das macht das Leistungspotenzial von Elektroautos so schnell und leise. Denken Sie daran, wenn Sie mit Ihrem futuristischen Familien-SUV gegen Dinosaurier-Supersportwagen antreten.











