Saudi-Arabien ist für sein Öl bekannt. Das ist kein Geheimnis. Doch hinter den Kulissen setzt das Land verstärkt auf erneuerbare Energien. Solar-, Wind- und sogar Wasserstoffenergie – es ist ein großer Wandel im Gange. Und für Elektroautos ist das wichtiger, als Sie vielleicht denken.
Vom Ölgiganten zum Kraftwerk für erneuerbare Energien?
Derzeit dominieren fossile Brennstoffe den Energiemix des Landes – genauer gesagt 99.9 Prozent. Doch mit der Vision 2030 in vollem Gange soll bis Ende des Jahrzehnts die Hälfte des gesamten Stroms aus erneuerbaren Energien stammen. Das ist ein gewaltiger Sprung von heute zwei Prozent, während Solarenergie nur ein Prozent und Windenergie sogar nur 2 Prozent ausmacht. Die große Frage: Kann das tatsächlich gelingen?
Eines ist sicher: Saudi-Arabien macht keine halben Sachen. Die Regierung investiert Milliarden in Projekte für erneuerbare Energien, mit einem Schwerpunkt auf Solarenergie. Dank der über 3,000 Sonnenstunden im Jahr ist Solarenergie ein Kinderspiel. Die Sudair-Solarkraftwerkist mit 1.5 GW eines der größten Solarprojekte der Region. Hinzu kommt das futuristische Neom City, ein 500 Milliarden Dollar teures Megaprojekt, das vollständig mit erneuerbarer Energie betrieben werden soll.
Und es ist nicht nur die Solarenergie. Auch die Windenergie ist auf dem Vormarsch, insbesondere im Nordwesten. Der Windpark Dumat Al Jandalmit einer Kapazität von 400 MW ist bereits in Betrieb und beweist, dass Windenergie in Saudi-Arabien günstiger sein kann als Erdgas.
Elektrofahrzeuge brauchen saubere Energie. Werden sie diese bekommen?
Saudi-Arabien investiert nicht nur in erneuerbare Energien, sondern auch in Elektrofahrzeuge. Die Öffentlicher Investitionsfonds (PIF) hat viel Geld investiert in Lucid Motoren, das plant, im Königreich bis zu 150,000 Elektrofahrzeuge pro Jahr zu produzieren. Dann gibt es Ceer, die erste einheimische Elektroautomarke des Landes, deren Ziel es ist, bis 2025 in Saudi-Arabien hergestellte Elektroautos auf die Straße zu bringen. Und auch andere Marken wie BYD, Tesla und viele andere zielen sehr gezielt auf den Markt ab.
Das Problem? Derzeit werden Elektrofahrzeuge in Saudi-Arabien hauptsächlich mit fossilen Brennstoffen betrieben. Um Elektrofahrzeuge zu einer wirklich nachhaltigen Option zu machen, benötigt das Land eine Ladeinfrastruktur mit erneuerbaren Energien. Daran arbeitet die Regierung, insbesondere mit Plänen zur Einführung von solarbetriebene Ladestationen in Neom City.
Das fehlende Puzzleteil: Grüne Zölle
Was fehlt? Eine Möglichkeit für Verbraucher, 100 % erneuerbaren Strom zu kaufen. Anders als in einigen anderen Ländern gibt es in Saudi-Arabien noch keine Tarife für Ökostrom. Stattdessen liegt der Fokus auf Nettomessung, das es Hausbesitzern mit Solarmodulen ermöglicht, überschüssige Energie an das Stromnetz zurückzuverkaufen. Das ist großartig für die Selbstversorgung, hilft aber niemandem, der sein Elektroauto einfach nur mit sauberem Strom aus dem Netz laden möchte.
Wenn Saudi-Arabien seine Emissionen wirklich senken möchte, könnte die Einführung grüner Tarife eine Wende bringen – sie würde Unternehmen und Privatpersonen die Möglichkeit geben, vollständig mit erneuerbarer Energie zu arbeiten.
Die NEOM Green Hydrogen Company ist ein gleichberechtigtes Joint Venture von ACWA Power, Air Products und NEOM, das im Jahr 2026 die weltweit größte Anlage zur Herstellung von grünem Wasserstoff bauen wird, um im großen Maßstab grünes Ammoniak zu produzieren.
Die Herausforderungen vor uns
Natürlich ist das alles nicht einfach. Der Ausbau der Solar- und Windenergie erfordert nicht nur den Bau neuer Kraftwerke, sondern auch die Modernisierung des Stromnetzes. Studien haben gezeigt, dass ein Solarstromanteil von mehr als 30 % im lokalen Netz zu Stabilitätsproblemen führen kann. Saudi-Arabien benötigt intelligente Netzlösungen, Energiespeicher und ein besseres Netzmanagement, um einen reibungslosen Betrieb zu gewährleisten.
Hinzu kommt das Problem des öffentlichen Bewusstseins. Studien zufolge verstehen rund 70 % der Saudis immer noch nicht vollständig, wie erneuerbare Energien funktionieren und warum sie wichtig sind. Das ist ein Problem, wenn das Land eine breite Nutzung dieser Energien anstrebt.
Was kommt als Nächstes?
Mit Blick auf die Zukunft hat Saudi-Arabien einige ehrgeizige Ziele:
- 130 GW Kapazität an erneuerbarer Energie bis 2030
- Solarstrom soll bis 27 2035 % der Gesamtenergie ausmachen
- Mehr Investitionen in Wasserstoff mit dem Ziel, ein großer Exporteur zu werden
Für Elektrofahrzeuge bedeutet dies eine Zukunft, in der sie mit Solar- und Windenergie statt mit fossilen Brennstoffen betrieben werden könnten. Die Weichen dafür stellen sich, aber es bleibt noch viel zu tun.
Fazit
Saudi-Arabiens Energiewende vollzieht sich rasant. Erneuerbare Energien werden ausgebaut, Elektrofahrzeuge sind auf dem Vormarsch, und das Land positioniert sich als zukünftiger Vorreiter im Bereich saubere Energie. Doch um den Kreislauf vollständig zu schließen – Elektrofahrzeuge in großem Maßstab mit sauberer Energie zu betreiben – muss noch einiges getan werden.
Ob das Königreich seine ehrgeizigen Ziele erreichen kann, bleibt abzuwarten. Eines ist jedoch klar: Die Tage der ausschließlichen Ölversorgung sind gezählt, und die Umstellung auf erneuerbare Energien ist in vollem Gange.











