Norwegen hat seine Vormachtstellung im Elektroauto-Sektor zu einem Exportmotor gemacht. Mit einer der größten Elektroautoflotten der Welt liefert das Land nun Tausende gebrauchter Elektrofahrzeuge in Märkte mit hoher Nachfrage, darunter die Vereinigten Arabischen Emirate, die USA und die Niederlande.
Wie Norwegen zur Hauptstadt der Elektrofahrzeuge wurde
In Norwegen sind über 754,000 Elektrofahrzeuge zugelassen. Im Jahr 2024 waren fast 90 % der Neuwagenverkäufe Elektrofahrzeuge, und der Anteil steigt weiter. Ein Jahrzehnt voller Anreize wie Mehrwertsteuerbefreiungen, Mautrabatte und höhere Steuern auf Verbrennermodelle hat zu einem enormen Angebot an gebrauchten Elektrofahrzeugen geführt.
Diese Flotte gelangt nun ins Ausland. Gebrauchte norwegische Elektrofahrzeuge werden an Käufer in ganz Europa, dem Nahen Osten und sogar den USA verschifft, wobei jeder Markt von seinen eigenen Regeln und seiner eigenen Nachfrage geprägt ist.
Die USA: ein Markt für Sammler
Die USA sind lukrativ, aber begrenzt. Importbestimmungen schränken die meisten Autos unter 25 Jahren ein, sofern sie nicht den strengen Standards der US-Umweltschutzbehörde und des US-Verkehrsministeriums entsprechen. Die Kosten für die Einhaltung der Vorschriften übersteigen oft den Wert.
Damit bleiben Teslas und seltene Sammlerautos die Hauptexportgüter. Frühe Model S-Limousinen, Model 3 Performance-Versionen und der ursprüngliche Roadster sind dank bestehender Zertifizierungen beliebt. Auch BMW i3, Mercedes EQC und Audi e-tron finden in Nischen eine große Nachfrage.
Die Preise können 150–200 % über den norwegischen Werten liegen. Hohe Compliance-Kosten und eine eingeschränkte Garantieabdeckung erfordern jedoch, dass Exporteure vorsichtig vorgehen.
VAE: Nachfrage steigt
In den VAE ist das anders. Die Einfuhrzölle sind niedrig, die Ladeinfrastruktur wird schnell ausgebaut und die Nachfrage der Verbraucher wächst. Die Suchanfragen nach gebrauchten Elektrofahrzeugen stiegen im Jahresvergleich um 240 %.
Luxus- und Performance-Modelle dominieren. Tesla Model S, Model X sowie Model 3 und Y erfreuen sich großer Nachfrage. Auch deutsche Marken wie Audi, BMW und Mercedes stoßen auf großes Interesse.
Das trockene Klima schont die Batterien, und europäische Zertifizierungen erleichtern den Import. Diese Faktoren fördern den Flottenabsatz und festigen die Position der VAE als einer der wichtigsten Märkte für norwegische Elektrofahrzeuge.
Die Niederlande: Tor zu Europa
Die Niederlande sind sowohl Zielland als auch Drehscheibe. Rotterdam, Europas größter Hafen, verbindet norwegische Elektrofahrzeuge mit Deutschland, Frankreich, Belgien und Osteuropa. Die Harmonisierung innerhalb der EU hält die regulatorischen Hürden niedrig.
Niederländische Käufer sind wählerisch. Sie bevorzugen Elektrofahrzeuge mit guter Servicebilanz und bewährter Zuverlässigkeit, wie den Volkswagen e-Golf, den Nissan Leaf und das Tesla Model 3. Viele Autos werden auch aus den Niederlanden in nahegelegene Märkte reexportiert.
Norwegens Rolle im globalen Handel mit Elektrofahrzeugen
Norwegens Umstellung auf Elektrofahrzeuge – von weniger als 1 % des Umsatzes im Jahr 2010 auf 88 % im Jahr 2024 – hat das Land zu einem zentralen Akteur im weltweiten Handel mit gebrauchten Elektrofahrzeugen gemacht.
Die Exportstrategien müssen unterschiedlich sein. Die USA bevorzugen zertifizierte Teslas und seltene Sammlerstücke. Die VAE wollen Luxus- und flottentaugliche Autos. Die Niederlande fungieren als logistische Brücke für Europa.
Outlook
Norwegens riesige Flotte und die frühe Einführung von Elektrofahrzeugen verschaffen dem Land einen Vorteil auf dem internationalen Markt für gebrauchte Elektrofahrzeuge. Der Erfolg hängt nun davon ab, wie die Exporteure ihr Angebot an die Vorschriften, den Geschmack und die Infrastruktur der einzelnen Zielländer anpassen.
Die Botschaft ist klar: Norwegen ist nicht mehr nur die Elektroauto-Hauptstadt der Welt, sondern entwickelt sich zu einem der wichtigsten Elektroauto-Lieferanten der Welt.











