„Männer sind viel begeisterter von Elektrofahrzeugen als Frauen!“ Das ist eine etwas pauschale Aussage, denken Sie wahrscheinlich. Nicht wirklich. Tatsächlich entfallen laut S&P Global 41.2 % der weltweiten Neuzulassungen auf Frauen, bei Elektrofahrzeugen (EVs) sind es jedoch nur 28 %.
Dies ist umso überraschender, wenn man bedenkt, dass Frauen generell deutlich stärker um die Umwelt besorgt sind als Männer – 70 % der Frauen sind besorgt über den Klimawandel, verglichen mit nur 57 % der Männer (laut einer Yale-Studie). Und dennoch scheinen Frauen weniger überzeugt zu sein, wenn es um das Fahren eines Elektrofahrzeugs geht.
Diese Diskrepanz ist in unserer Region besonders auffällig. In den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien fahren Männer deutlich häufiger Elektroautos. Was ist hier also los? Warum scheinen Männer die Plug-in-Fahrzeuge zu begrüßen, während Frauen Elektroautos meiden?
Macht (und Geld) unter der Haube
So ungerecht die Situation auch sein mag, Männer verdienen in der Region tendenziell mehr als Frauen. Und beim Kauf von Elektroautos spielt Geld definitiv eine Rolle. Zwar können sie im Betrieb günstiger sein, aber in der Anschaffung sind Elektroautos in der Regel teurer als Benziner. Berufstätige Frauen, insbesondere mit niedrigerem Gehalt, sind weniger bereit, den Mehrbetrag für die neueste Technologie auszugeben.
Männer hingegen verfügen traditionell nicht nur über mehr finanzielle Macht, sondern erliegen auch eher dem Reiz, das neueste Hightech-Elektroauto mit Statussymbol zu kaufen. Der Reiz modernster Intelligenz, der atemberaubenden Beschleunigung und der sensationellen Geschwindigkeit – dank des enormen Drehmoments, das High-End-Elektrofahrzeuge in der Regel bieten – lässt männliche Käufer leicht zu diesen futuristischen Fahrzeugen tendieren.
Das ach so befriedigende Gefühl, der Zeit voraus zu sein, trägt viel dazu bei, dass Prestige oft mit modernsten Fortschritten einhergeht. Als Erster mit einem schnittigen und glänzenden Lucid Air oder einem voll ausgestatteten Tesla, der seine Türen in der Luft schwenkt, aufzutauchen, ist ein Prahlereirecht, dem viele Männer einfach nicht widerstehen können. Mal ehrlich, es ist schon ein gewisser Nervenkitzel, zu sagen: „Pass auf, du wirst nicht glauben, was passiert, wenn ich da drücke!“
Frauen lassen sich weniger von Oberflächlichkeiten beeinflussen und sind bei Kaufentscheidungen, insbesondere bei hochwertigen Produkten, deutlich wählerischer. Das soll natürlich nicht heißen, dass die Rolle der Frauen beim Kauf eines Elektroautos geringgeschätzt wird. Schließlich ist bekannt, dass Frauen weltweit 70–80 % der Kaufentscheidungen im Haushalt treffen. Dennoch kaufen viele immer noch kein Elektroauto, zumindest nicht für sich selbst.
Grün darf nicht zu Alarmstufe Rot führen
Es steht außer Frage, dass Frauen umweltfreundlicher leben und sich mehr um Mutter Erde sorgen, doch ihre eigene Sicherheit ist ihnen ebenso wichtig. Obwohl die Region glücklicherweise deutlich sicherer ist als die meisten anderen Teile der Welt, können Frauen dennoch unerwünschter Aufmerksamkeit und Belästigung ausgesetzt sein. Für viele ist der Gedanke, zu einer öffentlichen Ladestation zu gehen, die sich oft in ruhigeren Gegenden befindet, insbesondere nachts allein, beängstigend.
In den Golfstaaten, wo sich die Infrastruktur rasant verbessert, werden großzügige Mittel in Maßnahmen zur Förderung von Elektrofahrzeugen investiert, beispielsweise in die Installation weiterer Ladestationen an leicht zugänglichen Standorten. Solange sich Frauen beim Laden von Elektrofahrzeugen, die oft bis zu einer Stunde mit ihren Autos warten, nicht wohler und sicherer fühlen, bleibt die Notwendigkeit, so lange an einer Ladestation zu warten, ein Problem.
Hinzu kommt die praktische Seite. Frauen sind bekanntermaßen Multitaskerinnen und haben oft viel um die Ohren – häusliche Pflichten, Work-Life-Balance, Alltagsroutinen. Die zusätzliche Suche nach einer Ladestation, die Routenplanung oder die Angst vor der Reichweite erscheinen oft unnötig im Vergleich zu einem kurzen Tankstopp an der nächsten Tankstelle, der normalerweise von einem Tankwart erledigt wird.
Marketing oder dessen Fehlen
Ein weiterer Grund, warum Frauen sich möglicherweise nicht für Elektroautos entscheiden, ist, dass die Hersteller sie einfach nicht ansprechen! Autohersteller vermarkten Elektroautos oft mit einem techniklastigen, leistungsorientierten Fokus. Dieser Ansatz mag bei Männern gut ankommen, verfehlt aber bei Frauen sein Ziel, die neben langfristigen Einsparungen eher Wert auf Zuverlässigkeit, Komfort, Funktionalität und Sicherheit legen.
Dennoch wirbt die Branche mit Beschleunigungswerten von 0 auf 100 statt mit erheblichen Einsparungen bei den Betriebskosten. Es bedarf mehr Lob für die leise Laufruhe, den Fahrkomfort, die völlige Abgas- und Emissionsfreiheit sowie praktische Funktionen wie 360-Grad-Kameras, Telefonanschluss, moderne Klimaanlagen und Innenraumfiltersysteme sowie teilautonome Fahrerassistenzsysteme.
Wenn Marken nicht direkt auf die Anliegen von Frauen eingehen – seien es familiäre Bedürfnisse, Bequemlichkeit oder Erschwinglichkeit –, ist es kein Wunder, dass die Zulassung von Elektrofahrzeugen überwiegend bei Männern liegt.
Eine Umfrage deutet darauf hin, dass Frauen sich immer noch weniger gut über Elektrofahrzeuge informiert fühlen. Während Männer sich über Leistungsdaten, Reichweite und Ladegeschwindigkeit freuen, erhalten Frauen diese Informationen möglicherweise nicht so schnell und verständlich. Viele Käufer – nicht nur Frauen, sondern auch weniger technisch versierte und einige ältere Fahrer – schrecken die Komplexität der unbekannten Technologie und die Unklarheit darüber ab, wann, wo und wie Elektrofahrzeuge geladen werden.
Damit der Übergang zu Elektroautos zügig voranschreitet, müssen Frauen – die über eine enorme Kaufkraft verfügen – mit Elektrofahrzeugen vertraut sein. Das bedeutet, ihre Bedenken zu berücksichtigen, ihre Bedürfnisse zu berücksichtigen und die Infrastruktur zu schaffen, die sie unterstützt.