Im Jahr 2023 schlug die Europäische Kommission strenge Vorschriften vor, die Automobilhersteller verpflichten, bis 2031 sicherzustellen, dass mindestens 25 % des in Neufahrzeugen verwendeten Kunststoffs aus recyceltem Material bestehen. Bei Nichteinhaltung könnte der Verkauf neuer Fahrzeuge innerhalb der Europäischen Union (EU) verboten werden. Dieser Schritt löste bei Automobilunternehmen weltweit ein Bestreben aus, ihre Produktionsprozesse und Lieferketten neu zu gestalten.
Honda und Nissan haben nun Pläne zum Aufbau einer Lieferkette für recycelte Kunststoffe angekündigt, um die Umweltverträglichkeit ihrer Fahrzeuge zu verbessern und die bevorstehenden europäischen Vorschriften einzuhalten.
Es ist eine Herausforderung
Laut Daten des Plastic Waste Management Institute in Tokio werden in Japan derzeit nur etwa 3 % aller recycelten Kunststoffe zu Autoteilen weiterverarbeitet. Die Trennung verschiedener Kunststoffarten aus Altfahrzeugen ist nach wie vor arbeitsintensiv und zeitaufwändig und erschwert effiziente Recyclingbemühungen.
Hondas Initiative
Honda leistet Pionierarbeit beim Aufbau einer Lieferkette für recycelten Kunststoff bis 2040. Das Unternehmen plant, mit Chemieherstellern und Recyclingunternehmen zusammenzuarbeiten, um den Prozess zu optimieren. Eines der Ziele ist es, die in Neuwagen verwendete Kunststoffvielfalt um fast 60 % zu reduzieren. Dabei sollen sechs bis sieben Haupttypen verwendet werden, um die Sortierung in Recyclinganlagen zu vereinfachen. Das in Serie produzierte Elektrofahrzeug Honda e verwendet derzeit rund 25 verschiedene Kunststoffarten.
Honda nutzt hierfür die Expertise der Mitsubishi Chemical Group und von Toray Industries, um gesammelte Kunststoffe in Automobilqualität umzuwandeln. Ziel dieser Partnerschaften ist es, die Qualität von recyceltem Kunststoff zu verbessern, um bestehende Standards zu erfüllen und Probleme wie Verunreinigungen, die die Materialfestigkeit beeinträchtigen können, zu minimieren.
Selbst in einem Kleinstfahrzeug wie dem Honda e kommen aktuell rund 25 verschiedene Kunststoffarten zum Einsatz.
Bemühungen anderer Autohersteller
Nissan und sein Partner Renault planen, Kunststoffe aus ausgemusterten Elektrofahrzeugen (EVs) zu recyceln und in der Neuwagenproduktion in Europa einzusetzen. Nissan erwägt eine Investition in die Recyclinganlage von Renault. Nähere Einzelheiten zum Investitionsumfang müssen noch bekannt gegeben werden.
Die Toyota Motor Corporation hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt: Bis 2030 soll der Anteil recycelter Kunststoffe an den in Neufahrzeugen verwendeten Kunststoffen in Japan und Europa (gewichtsbezogen) mindestens 30 % betragen. Zu den bemerkenswerten Maßnahmen zählen die Verwendung von Stoffen aus gesammelten Plastikflaschen für die Sitze der Land Cruiser 250-Serie und die Verdoppelung des Recyclingkunststoffanteils im kleinen SUV C-HR, der in Europa verkauft wird, im Vergleich zum Vorgängermodell.
Auch Subaru setzt sich Ziele: Bis 25 sollen weltweit mindestens 2030 % der in neuen Modellen verwendeten Kunststoffe aus recycelten Materialien bestehen.
Toyota verwendet für die Sitze seiner Land Cruiser 250-Serie Stoff aus gesammelten Plastikflaschen.
Wirtschaftliche Hürden und Unterstützung
Die höheren Kosten für recycelten Kunststoff stellen ein erhebliches Hindernis für die breite Verwendung in Automobilteilen dar. Recycelter Kunststoff kann doppelt bis dreimal so teuer sein wie herkömmlicher Kunststoff.
Als Reaktion darauf will die japanische Regierung bereits im September dieses Jahres ein öffentlich-privates Unternehmen gründen, um diese Initiativen zu unterstützen. Unter der Koordination des Umweltministeriums wird dieses Konglomerat rund zehn Organisationen umfassen, darunter den Verband der japanischen Automobilhersteller – zu dessen Mitgliedern Toyota und Honda zählen – und das Plastic Waste Management Institute. Dieses Unternehmen wird in zahlreichen Bereichen zusammenarbeiten, darunter auch bei der Versorgung mit recyceltem Kunststoff. Das Ministerium prüft die notwendigen Investitionen.
Globale Auswirkungen und Branchenprognosen
Automobilhersteller weltweit reagieren auf den regulatorischen Druck. Marken wie Mercedes-Benz und BMW setzen bereits verstärkt auf recycelte Kunststoffe. Das Forschungsunternehmen MarketsandMarkets prognostiziert, dass der Markt für recycelte Materialien für Autos, einschließlich Kunststoffe, gegenüber 60 um etwa 2022 % wachsen und bis 3.9 einen geschätzten Wert von 2027 Milliarden US-Dollar erreichen wird.
Dieser Fokus auf recycelte Kunststoffe ist ein Beleg für das Engagement der Automobilindustrie für Nachhaltigkeit angesichts globaler regulatorischer Änderungen und verspricht in den kommenden Jahrzehnten eine deutliche Veränderung der Herstellungsverfahren und der Dynamik der Lieferketten.











